Biotechnologieblase durch Corona

Investierte Anleger sollten sich in Acht nehmen

Von Alexander Metzger
Geschäftsführer
30.09.2020
7 min

Viele Aktien des Sektors Pharma, speziell die aus dem Bereich der Biotechnologie, haben sich von dem Corona-Tief nicht nur erholt, sondern schießen förmlich durch die Decke. Ein Kurshoch jagt das nächste. Schön für jene Anleger, welche dabei sind. Ich bin es nicht. Grundsätzlich gehöre ich zu der Art Mensch der Optimisten, aber hier gehöre ich nicht dazu. Manchmal reicht es eben nicht nur die Informationen an der Oberfläche aufzuschnappen, vielmehr ist es in dieser verzwickten Situation von Nöten die tieflegenden Verflechtungen, Mechanismen und Prozesse der Impfstoffentwicklung zu verstehen. Ich behaupte nicht, dass ich das tue aber eine durchschnittliche Recherche reicht schon aus, um mehr als 95% der anderen Anleger zu wissen. Warum ich also skeptisch bin, wird sich im weiteren Verlauf aufklären.

Quelle: www.google.de

Quelle: www.google.de

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Dazu schauen wir uns die Top drei der Biotechnologie Unternehmen für die Impfstoffforschung bei Covid-19 genauer an. Zwar laufen alle Richtung Blasenbildung, jedoch sind sie gleichzeitig die vielversprechendsten Impfstoffkandidaten. Das wären die US-Amerikanischen börsengelisteten Unternehmen Novavax (WKN: A2PKMZ), Moderna (WKN: A2N9D9) und schließlich die deutsche Biontech AG (WKN: A2PSR2). Momentan sind die Aktienkurse dieser Unternehmen überwiegend Nachrichtengetrieben. Das bedeutet heftige Kursausschläge begleiten die aktuelle Impfstoffentwicklung – nach oben sowie nach unten. Kleinste Neuigkeiten ziehen teilweise zweistellige Kursentwicklungen nach sich. Nichts für schwache Nerven und schon gar nicht für Investoren. Das können Sie den dazugehörigen Chartbildern entnehmen.

Geldüberflutung der Impfstoffentwickler

Die meisten starken Kurssteigerungen von Unternehmen aus der Branche der Biotechnologie sind momentan nicht nachhaltig, im Sinne von nicht gerechtfertigt. Warum? Mit der Ausbreitung des Virus machten gleichzeitig Staaten Geld locker für die Förderung der Forschung für ein Gegenmittel. Denn dies ist wirtschaftlich und sozial der einfachste Weg, um eine Pandemie zu stoppen. Darauffolgend meldeten sich viele Unternehmen beim Staat, um finanzielle Unterstützung für die Impfstoffentwicklung zu erhalten. Sie wollten alle etwas vom finanziellen Kuchen abbekommen. Ob diese Unternehmen auf diesem Gebiet fachlich gut sind oder nicht, spielte überhaupt keine Rolle. Hauptsache sie konnten mit der Entwicklung des Corona-Impfstoffes in welcher Art und Weise auch immer in Verbindung gebracht werden. Sei es die Entwicklung des Impfstoffes an sich, über die Testwerkzeuge, bis hin zur Bereitstellung von Produktionsanlagen. Dadurch sind unendliche an Fördergelder an diese Unternehmen geflossen. Man kann schon fast sagen sie sind überschüttet worden mit Geld. Verständlich, denn so eine Pandemie entspricht zu Beginn einer Extremsituation ohne jegliche Erfahrungswerte. Dies sollte so schnell wie möglich unter Kontrolle gebracht werden. Sonst passieren Dinge, die wir uns heute noch gar nicht vorstellen können.

Nur wenige werden Profitabel

Eine weitere Krux – nur maximal eine Hand voll Impfstoffen werden zugelassen werden, obwohl sich mittlerweile über 170 potentielle Impfstoffe in klinischen Studien befinden. Es bleibt daher ungewiss, wie viele die Phase 3 überstehen werden. Normalerweise dauert die Phase 3 zwischen 4-7 Jahren und wird an tausenden von Probanden durchgeführt. Diese Zeit haben wir bei so einer Pandemie nicht eingeräumt. Es muss also schneller gehen. Ob die Covid-19-Impfstoffe der Qualität der Impfstoffe, welche ohne zeitlichem Druck entwickelt werden, entsprechen können, wage ich daher zu bezweifeln. Als Leihe in diesem Bereich weiß ich, dass an sich schon nicht jeder Impfstoff eine 100%ige Wirkung gegen ein Virus haben kann. Da es bei Covid-19 die weltweite Bevölkerung betrifft, Neuseeland mittlerweile ausgeschlossen, da diese Zone als Corona-Frei deklariert wurde, muss die Entwicklung schneller gehen als bei anderen Impfstoffen. Einfach ausgedrückt, wenn etwas gefunden wird, was halbwegs hilft, wird es als marktreif deklariert und für die Masse zugänglich gemacht. Das beste Beispiel Russland. Die Phase 3 wurde einfach übersprungen. Es ist somit erstmal unwahrscheinlicher, dass die Qualität des Impfstoffs mit anderen Impfstoffen vergleichbar ist. Zusätzlich stellt sich die Frage, ob auch die Mehrzahl der Menschen diesen Impfstoff nutzen wird, um einen signifikanten Effekt zu erzielen.

Selbst der Absatz des Impfstoffes wird nicht so viel erlösen, wie bereits in vielen Biotechnologieaktien eingepreist ist. Das bedeutet alle Aktien der Unternehmen, welche an einem Corona-Impfstoff arbeiten sind mittlerweile so stark gestiegen, als wären sie alleiniger Impfstoffentwickler mit einer Zulassung und die Produktion ist bereits in vollem Gange. Die Realität sieht jedoch ganz anders aus. Diese Unternehmen erzielen mit den Impfstoffentwicklungen momentan keine Gewinne und die Kurse explodieren. Auch wenn der Buchwert der Unternehmen durch das zugeschüttete Geld stark angestiegen ist, rechtfertigt das nicht die Kursexplosionen. Börse ist kurzfristig eben nicht immer rational und Phantasie treibt Kurse.

Beispiel

Der Aktienkurs eines Unternehmens verhält sich wie ein Hund an der Leine seines Herrchens. Manchmal Läuft der Hund voraus und ist kaum zu bremsen und manchmal läuft er hinterher und will nicht so recht. Jeder Hundebesitzer kann ein Liedchen davon singen. Übertragen auf die Börse ist damit gemeint, dass die Börsenkurse häufig nicht zur Realität passen und dem wahren Wert davonlaufen oder hinterherhinken. Das geschieht im Wechselspiel. Das ist bei verschiedenen Unternehmen bzw. Branchen bzw. Regionen unterschiedlich stark ausgeprägt.

Durch diese häufige Irrationalität im Markt, ist es für den kleinen Privatanleger schwierig rationale Entscheidungen zu treffen. Deshalb habe ich diesmal exemplarisch die Branche der Biotechnologie weiter unter die Lupe genommen, da diese den Zahn der Zeit trifft. Genau das läuft momentan in dieser Branche ab. Der Hund läuft deutlich voraus. Da fällt mir gleich noch ein weiteres Beispiel für irrationale Märkte ein.

Beispiele

Eine Firma verbrennt Millionen oder Milliarden und liefert daher schwache Quartalszahlen. Auch die Zukunftsaussichten scheinen düster zu sein. Der Aktienkurs steigt trotzdem und mit ihm der Börsenwert des Unternehmens.

Auch kommt es häufig vor, dass Aktiengesellschaften mit hervorragenden Zukunftsaussichten und soliden Bilanzen ein Schattendasein fristen. Der Aktienkurs tritt auf der Stelle, obwohl die Geschäfte laufen.

Ob das Fair ist, ist eine andere Frage. Beide Szenarien habe ich bereits allzu häufig am Markt beobachtet und letztendlich auch wichtige Zusammenhänge erkannt. Es hilft schließlich nichts, wenn Sie die einzige Person sind, welche erkennt, dass genau dieses Unternehmen das beste Investment darstellt. Es müssen auch andere Anleger erkennen. Deshalb gilt es eine gesunde Balance zwischen Unternehmensbewertung, Chartanalyse und Geldmittelfluss zu finden. Genau hier liegt die Stärke des Aktienscanners. Er erkennt Unternehmen bereits ab dem frühen Stadium, um einzusteigen, um schließlich starke Kursentwicklungen nicht nur laufen zu lassen, sondern auch rechtzeitig mitzunehmen. Irrationale Entwicklungen am Markt werden weitestgehend ignoriert und der Fokus auf rationale vertieft. Kommen wir nun zum dritten Grund für die momentane Biotechnologieblase.

Kosten zu hoch

Die Forschung & Entwicklung in der Pharmaindustrie verschlingt sehr viel Geld. Daher gehen viele dieser Unternehmen an die Börse, um Kapital einzusammeln. Der Chart von Impfstoffentwicklern sieht häufig schlecht aus, da dieser von vielen Kapitalerhöhungen begleitet wird. Zwar gibt es immer wieder kurzfristige Kursexplosionen, aufgrund von zugelassenen Impfstoffen. Diese sind leider nur von kurzer Dauer. Wer also bei solchen dabei gewesen ist, sollte nicht vergessen Kursgewinne zu realisieren – sprich seine Aktien teilweise oder auch ganz zu verkaufen. Nachhaltige Kursentwicklungen sind häufig an Gewinne von Unternehmen gekoppelt. Nicht nur, sondern größten Teils (es gibt aber auch viele Ausnahmen z.B. Wachstumswerte oder neue Technologien). Und genau das ist das Problem der Impfstoffentwickler. Nicht selten wird Jahrelang an Impfstoffen geforscht, ohne überhaupt ein Ergebnis zu bekommen. Der dazugehörige Aktienkurs sieht deshalb im Langzeitchart häufig nach einer Talfahrt aus. Natürlich ist das grundsätzlich eine gute Sache, auf die nicht verzichtet werden kann, jedoch stellen diese Unternehmen häufig nicht das beste Investment dar. Hier ein Beispiel für solch ein Unternehmen.

Quelle: www.google.de

Der ehemalige Foto-Pionier Kodak (WKN: A1W4RC) ist vielen aus den 90ern bekannt. Der Aktienkurs dümpelte Jahrelang, genauso wie die Umsätze und Gewinne vor sich hin. Aber Ende Juli hat sich der Aktienkurs innerhalb eines Tages vervielfacht. Was ist passiert? Kodak erhielt wie die anderen Unternehmen einen Staatskredit in Höhe von 765 Mio. Dollar. Damit sollten die Produktionsanlagen für die Covid-19 Medikamente zur Verfügung gestellt werden. Auf den ersten Blick ein verwirrender Zusammenhang. Aber mittlerweile ist das Unternehmen auch in der Chemiebranche aktiv. Tage später ist der Aktienkurs wieder abgestürzt, als klar wurde, wie hart die Bedingungen für die Kredite waren, wurde dieser auf Eis gelegt und es kam zum Crash. Was für eine Achterbahnfahrt. Nichts für Investoren oder schwache Nerven.

Quelle: www.google.de

Auch der aktuelle Börsengang von Curevac (WKN: A2P71U), dem Impfstoffentwickler aus Tübingen, ist das beste Beispiel, wie gehypt diese Branche ist. Trotzdem hätte man bei diesen kurzfristigen Kursexplosionen dabei sein können, ohne vorher Monate bzw. Jahre beteiligt zu sein. Ganz so einfach ist das jedoch nicht. Dazu gehört Erfahrung, Weitsicht, Marktnähe und eine gewisse Querdenker Mentalität gepaart mit Logik, um solche Kursexplosionen zu antizipieren. Dies wird über die Zeit sehr anstrengend und die Statistik steht auch nicht auf der Seite des Anlegers. Deshalb die Frage, ob Sie sich das wirklich antun wollen? Ich denke nicht. Nun genug von Beispielen und Gründen, weshalb Sie sich in Acht bei dieser Branche, speziell in dieser Zeit, nehmen sollten. Kommen wir zum Fazit.

Fazit

Unterschiedlicher könnten sich Spekulation von Investition nicht unterscheiden. Während es sich bei der Impfstoffentwicklung auch um Hoffnung handelt und somit um eine Spekulation, handelt es sich z.B. bei etablierten Unternehmen mit stetig steigenden Gewinnen und Dividenden um konkrete Investments. Sollten Sie in der Branche der Biotechnologie investiert sein, speziell bei Impfstoffentwicklern, sollten Gewinnmitnahmen die Kursentwicklungen nach oben begleiten. Bei nicht nachhaltig (fundamental gestützten) Kursentwicklungen sollten daher keine Nachkäufe getätigt werden. Denn so schnell sich das Blatt in die eine Richtung gedreht hat, kann es sich wieder wenden. Meine Branchen und Aktienfavoriten während der Pandemie sehen daher ganz anders aus. Diese habe ich bereits im Artikel vom März erwähnt. Die Entwicklung dieser Branchen gibt mir zumindest bis zum jetzigen Zeitpunkt recht. Ich hoffe Sie konnten auch aus diesem Artikel einen Mehrwert für sich und Ihre Geldanlage mitnehmen. Bis zum nächsten Mal.

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Alex Metzger

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